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Kanada 2009

Reisen > Rückblick

Kanadareise 2009

Thurgauer Landtechnik auf Reisen in Kanada Reisebericht erster Teil.

Am Mittwoch, 10. Juni treffen sich 41 Reisefreudige Thurgauer auf dem Flughafen
Kloten. Nach einer kurzen Panne wegen eines fehlenden Reisepasses, führte uns ein
grosser Flieger der Air Canada über den Atlantik nach Toronto. Hier wechselten wir auf
ein kleineres Flugzeug welches uns nach Calgary, im Westen von Kanada brachte. Die
Reisestrecke von etwa 9’200 km bestritten wir in etwa 14 Stunden.
In Calgary wurden wir von unserm höchsterfahrenen Reiseorganisator Fred Salvisberg
von Salranch Tours empfangen. Als langansässiger Canada-Schweizer wird uns Fred für
die nächsten zwei Wochen durch die Provinz Alberta – mit einem Abstecher in die
Provinz British Columbia – begleiten.
Die Reiseteilnehmer sind nach einem ruhigem und problemlosen Flug sehr müde, denn
die Zeitverschiebung beträgt 8 Stunden, so hat der Mittwoch 10 Juni plötzlich 32
Stunden. Für die erste Uebernachtung am Fusse der Rocky Mountains im Bergdorf
Canmore, mussten wir noch eine Busfahrt von einer Stunde unter die Räder nehmen. Auf
dieser wunderschönen Fahrt durch die Foothills erlebten wir weitere Eindrücke wie
gross dieses Land wirklich ist. Schliesslich ist Alberta rund 15 mal grösser als die ganze
Schweiz, hat aber bloss etwa 3.3 Millionen Einwoher.
Mit einem kräftigen kanadischen Frühstück mit Eier und Speck stärkten wir unrere
Körper am ersten Morgen in Kanada und fuhren zum pompösen, weltbekanten
Reitzentrum Spruce Meadows am Stadtrand von Calgary. Nach einer kurzen
Stadtrundfahrt in der modernen Oelmetropole Calgary, besichtigten wir diese weit
ausgezogene Millionen-Stadt von der obersten Höhe des Calgary Tower. Unsere
Unterkunft fanden wir im Städtchen Brooks, welches dank der Bewässerung wie eine
Oase in der weiten öden Prärie steht.
Welch ein interessanter Tag uns der heutige Freitag geboten hat! Bei einer Auktionshalle
erfuhren wir live wie das Rindvieh versteigert wird. Hier bemerkten wir in Kürze dass
unsere Schweizerohren dem Tempo des kanadischen Auktionators nicht gewachsen
waren. Trotzdem entnahmen wir dass wegen der örtlichen Trockenheit das Weidefutter
knapp wird und sich die Schlachtkühe folgedessen mit tieferen Preisen (ca. 80 Rappen
pro Kilogramm Lebendgewicht) den Metzgereien Nähern müssen.
Die jungen Frauen auf einer Hutterkolomie gaben uns eine sehr ausfühliche Tour durch
ihre Farmgemeinschaft und wir durften sogar mit unseren Gastgebern ein feines
Mittagessen einnehmen. Die Hutterer sind Neuteufer deren Geschichte ins 16.
Jahrhundert zurück geht, mit Stammeswurzeln in Oesterreich und in der Schweiz.
Zum Abschluss des Tages besuchten wir die vierspännigen Planwagenrennen. Dies ist für
sich selbst ein eimaliges Erlebnis, welches zu den Rodeo-Events des Wilden Westens
gehört.
Am heutigen Samstagmorgen ist Lädele angesagt. In einem grossen Kleiderladen wurde
speziell für unsere Reisegruppe alle Kleider mit einem rechten Rabatt angeboten. Welch
einer hat sich da ein Schnäppchen mit Jeans verpacken lassen.
Weit in der flachen Prärie fanden wir wie ausgestochen den mondlandschaftähnlichen
Dinosaurierpark. Ueber Stock und Stein entdeckten wir dieses eigenartige Gelände zu
Fuss. Nach einem Nachmittag im heissen Wind waren wir aber alle froh unsere Lippen
im rustikalen Western Saloon zu feuchten. Hier durften wir die Steaks vom “Alberta
Beef“ selber auf dem offenen Grill zubereiten. Dieses Feinschmeckermahl und die damit
verbundene Geselligkeit wird wohl allen Reiseteilnehmern als unvergesslicher Anlass in
Erinnerung bleiben.
Als Sonntagsausflug ist der Waterton Nationalpark angesagt wo wir Bären sehen sollen.
Obschon Fred weiss wo die Bären zu finden sind, warnt er dass wir uns keine falschen
Hoffnungen machen sollen. Langsam fährt der Car durch das einsame Tal der roten
Steine und wir alle haben die Nasen ans Fenster gepresst und schauen uns gespannt um,
um dem Meister Petz persönlich zu begegnen. Plötzlich geht die grosse Aufregung im
Car los! Tatsächlich sichtigen wir auf etwa 150 Meter ein enorm grosser und fetter
Schwarzbär, welcher in seiner Ruhe die zarten Blümlein pflückt. Die Einen im Bus
klammern sich ans Fernglas und die Anderen fotografieren was das Zeug hält. Auf dem
Rückweg sehen wir drei weitere Bären. Zwei davon sind sogar tolle Grizzlis. Uns ist es
egal was heute noch passiert, sind doch unsere Vorstellungen ein weiteres Mal weit
übertroffen worden.
Da der durchschnittliche jährliche Niederschlag im südlichen Teil von Alberta bloss etwa
30 cm beträgt, braucht es teure Bewässerungsanlagen um die verschiedenen
Spezialkulturen zu bewässern. Wegen dem kalten Frühjahrswetter ist die Vegetation
dieses Jahr rund zwei Wochen verspätet und die Farmer hoffen auf einen langen,
frostfreien Indiansummer um die Pflanzen zum Ausreifen zu bringen.
Auf einem Saatzuchtbetrieb erfahren wir, wie auf höchstinteressante Weise der
Hybridraps und die Luzerne (Alfalfa) gezüchtet wird. Zur Befruchtung der Planzen
werden spezielle Bienen eingesetzt welche keinen Honig produzieren.
Heute wird uns die Grillade vom Samstag in Erinnerung gerufen, denn auf einer grossen
Freiluft-Mastfarm sehen wir aus erster Hand wie das Albert Beef produziert wird. Die
25’000 Rinder und Ochsen werden in “Holzpfärchen“ von 250 Stück gehalten und
werden in Zementkrippen dem Zaun entlang gefüttert. Nebst vollpflanzlichem Gersteund
Maissilofutter enthält die Futterration in der Ausmastphase ca. 80 – 85% gequtschte
Gerste. Jetzt ist uns klar warum die Steaks in diesem Land so schmackhaft sind.
Wir sehen ganz deutlich dass die Planung dieser Reise vor Ort, mit Insiderkentnissen
vorgenommen wurde. Jeder Tag war bis jetzt voller Höhepunkte gespickt, und die
Geselligkeit und der Humor innerhalb der Reisegruppe ist phantastisch. Gespannt warten
wir was uns die nächsten acht Tage noch bringen werden und Sie - liebe Leserinnen und
Leser - dürfen sich freuen dass Sie zu einem späteren Zeitpunkt in dieser Zeitschrift einen
Bericht der ganzen Reise lesen dürfen!
Text: Fredy Moser
Fotos: Fred Salvisberg


Thurgauer Landtechnik auf Reisen in Kanada – Reisebericht zweiter Teil

Heute besuchen wir einen Mastbetrieb mit Schlachthof. Um die Diemensionen diese Betriebes zu
erfassen, hatten wir Gelegenheit diesen mit einer vierplätzigen Cesna zu überfliegen. Im Mai 2003
trat der erste BSE Fall aus, sofort wurden die Grenzen geschlossen, es war also kein Export mehr
möglich, und etliche Farmer gingen bankrott.
Als nächstes steht der Besuch des Waterton Nationalpark auf dem Programm, wo wir die ersten
Bären zu sehen bekamen
Viel Interessantes hat der holländische Farmer eines Betriebes, welcher aus fünf Parzellen à je 1000
ha besteht zu berichten. So erfahren wir, dass 70 eigene Bewässerungsanlagen im Einsatz sind.
Der heutige Besuch gilt dem Präsidenten der kanadischen Rindermäster. Der Betrieb umfasst 25000
Ochsen, riesige Fahrsilos, automatische Mahl- und Mischanlage. Der durchschnittliche Tageszuwachs
beträgt 1,8 kg. Die gefürchtetste Krankheit ist die Lungenentzündung. Auf 1000 Tiere erkranken 7,5
Stück im Durchschnitt
Weiter geht’s in die Berge von British Columbia. Auf dem Weg machen wir einen Abstecher zum
John Deere Händler und überwinden den Krähennest Pass. Wir besichtigen den grössten Lastwagen
der Welt mit 260 Tonnen Leergewicht, 3300 PS, einer Tankgrösse von 3632 Liter Diesel. Bei einem
Ölwechsel benötigt man 1260 l Motoren- und Hydrauliköl. Am selben Nachmittag besuchen wir eine
Fischfarm. Beim Nachtessen treffen wir Pius Bühler, welcher 1952 mit dem Schiff für 150 Dollar nach
Meadow Creek ausgewandert ist. Pius und seine Frau sind fünf Stunden mit dem Auto gefahren, um
wieder einmal mit Landsleuten schweizerdeutsch zu sprechen.
Heute Mittwoch fahren wir durchs liebliche Kotanai Tal. In Hot Springs geniessen wir ein Bad im 40°
warmen Termalbad.
Auf der Fahrt nach Edmonton kommen wir in Rocky Moutain Haus vorbei. Hier lebt Ruedi Koller,
welcher aus Bänikon stammt. Er betreibt hier eine grössere Metzgerei. Hier besuchen wir ein riesiges
Einkaufszentrum in Edmonton mit 800 Läden, 125 Restaurants, 25 Kinosäälen und einem Eisfeld. Das
ganze Areal umfasst 64 ha. Heute stösst Thomas Ackermann, welcher früher Direktor der Schule
Salez war, zu uns. Wir besichtigen die Getreidesammelstelle Lacombe. In einer Nacht wird ein ganzer
Güterzug beladen. 100 Bahnwagen à 90 t Raps werden dann nach Mexiko transportiert. Braugerste
wird nach China exportiert, die Futtergerste bleibt im Land. Getreide wird hauptsächlich in Schwaden
gelegt und nach dem Trocknen mit Mähdreschern gedroschen. Raps ist gentechnisch verändert.
Export nach Europa ist deshalb nicht möglich. Der Ertrag liegt bei 50 kg/Are. Die kanadischen Farmer
setzen sich für Freihandel und Zollsenkung ein. Die Hauptabnehmer des Hartweizen sind Italien und
Kalifornien. In der Umgebung von Edmonton sind vorwiegend Milch- und Pouletfarmen angesiedelt.
Es gibt 680 Milchfarmen in Alberta. Der Milchpreis liegt bei über 80 Cent. Das Vieh wird vorwiegend
in Laufställen gehalten.
Beim Besuch der MORSAN Farm sehen wir 850 Kühe. Dazu gehören 1400 ha Land. Das Vieh wird
dreimal pro Tag gemolken. Die Durchschnittsmenge liegt bei 11800 kg. Der Gehalt der Milch ist bei
3.2 % Eiweiss, 3.8 % Fett. Eine Goldwin-Red Holstein Kuh steht in der 2. Laktation und gibt 65 l
Tagesmilch. Der Grünroggen-Ertrag ist wegen der Trockenheit gering. Getreide und Eiweiss werden
zugekauft. Auf dem Betrieb arbeiten 18 Angestellte.
Heute feiert Hans Stettler im Drehrestaurant von Edmonton seinen 66. Geburtstag. Herzliche
Gratulation! Der heutige Tag ist ganz dem Erdöl und Erdgas gewidmet. Die Ölquellen liegen meist in
einer Tiefe von 1600 m. Alberta hat etwa gleich viele Vorräte wie Saudi Arabien. In neuster Zeit wird
auch Ölsand erhitzt und ausgepresst.
Wir erhalten Besuch von Marcel Peter aus Blufton, welcher aus Riet bei Erlen stammt. Er ist in seiner
neuen Heimat Hobby-Farmer mit 100 Mutterkühen, fährt noch mit einem 30000 l Milchtankwagen
und fabriziert Weihnachtsbeleuchtungen für die Gemeinden.
Ein weiterer Auswanderer, Herr Scheidegger aus Waldkirch betreibt hier eine Beerenfarm. Für eine
Hektare Pachtland werden hier 140 Dollar bezahlt. Weideland wird pro Kuh verpachtet. Heini
Grubenmann, welcher früher im Thurgau bei der TGS arbeitete, bewirtschaftet hier eine 250 ha
grosse Milchfarm mit 100 Kühen. Die Milchquote liegt bei 102 kg pro Tag. Peter Galli aus Birwinken
hat eine Farm in Saskatschewan gekauft. Dieses Jahr fiel am 20. Mai nochmals 30 cm Schnee.
Hier sind 80 Prozent der Farmer über 50 Jahre alt. Nachfolgerprobleme gibt es also auch in Kanada.
Für Getreide und Mutterkuhbetriebe gibts vom Staat ein Sicherungsprogramm gegen Trockenheit.
Dabei wird in einen Fonds einbezahlt .
Heute besuchen wir die Farm der deutschen Familie von Freier. Betriebsspiegel der Bearhill Farm:
Lage 760 m über Meer, 1184 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, Schlaggrösse ca. 54 ha. Der Boden
enthält 3 – 9 % Humus. In Alberta gibt es sieben Bodenklassen (Klasse 7 für Ackerbau nicht mehr
geeignet. Es werden ausschliesslich Sommerfrüchte angebaut. Fruchtfolge: Erbsen, Weizen, Raps,
Gerste, Raps, Weizen, Gerste, Gerste. Gedüngt wird zu Weizen und Gerste 85 kg N/ha, 50 kg P/ha
und 50 kg K/ha. Der Maschinenpark umfasst einen Traktor 445 PS, einen Traktor 135 PS, 1
Mähdrescher New Holland CR 9070, einen Schwadmäher 9 m, eine Drillmaschine 15,3 m mit Saatund
Düngertank 11.8 t, ein Grubber 13 m, eine Walze 15.3 m, eine Spritze 27 m. Auf dem Betrieb
arbeiten Vater und Sohn mit zwei Erntehelfern. Die Erträge liegen beim Weizen bei 65 dz/ha, Raps 38
dz/ha. Der Raps ist jetzt 15 cm hoch. Eigentlich sollte er in der 1. Juliwoche blühen. Heuer dauerte
der Winter sehr lange und es ist viel zu trocken.
Wir besuchen die Pferdefarm der Familie Wachter. 1997 kamen sie von Mels hierher. Wenn die Stute
bald fohlt, wird in die Scheide ein Chip eingenäht, welcher einen Impuls fürs Telefon zwecks
Geburtshilfe auslöst. Der Betriebsleiter Beda Wachter ist mit seinem Spitzenpferd in Nordamerika ein
Champion an Reitturnieren.
Am Sonntag, 21. Juni sind wir auf der Farm von Salvisbergs zu einem grandiosen Barbecue
eingeladen. Zu unserer Überraschung wurden feine Schweinssteaks serviert. Auch konnten wir bei
dieser Gelegenheit das Lager von Hutterer-Wein noch aufbrauchen. Vielen Dank an unsere Gastgeber
Familie Salvisberg.
Ein weiterer Besuch gilt der Jersey-Farm Hänni aus dem Baselbiet. Der Betrieb liegt 1000 Meter über
Meer. Hier sind nur 120 Tage pro Jahr frostfrei. Dieser Betrieb hat uns von der Führung und der
Zusammenarbeit der Generationen sehr beeindruckt.
Nun geht die Reise dem Ende entgegen. Unser Dank gilt den Reiseleitern Fred und Thomas und dem
Busfahrer Daryl, welcher uns 3780 km chauffiert hat. Wir werden euch immer in guter Erinnerung
behalten. Herzlichen Dank.
Ernst Meier Oberbussnang
Fredy Moser

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